Schwangerschaftsbedingte Hautveränderungen
Während der Schwangerschaft können eine Reihe an schwangerschaftsbezogenen Hautveränderungen auftreten.
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Welche Hautveränderungen treten während der Schwangerschaft auf?
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Was ist die Ursache der schwangerschaftsbezogenen Hautveränderungen?
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Wie häufig sind schwangerschaftsbedingte Hautveränderungen?
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Welche diagnostischen Verfahren und Behandlungen kommen in Frage?
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Was ist bei der Pflege zu beachten?
Welche Hautveränderungen treten während der Schwangerschaft auf?
Es können eine ganze Reihe an Hautveränderungen auftreten. So können sich vorbestehende Hauterkrankungen verstärken, schwangerschaftsspezifische Hauterkrankungen auftreten als auch Veränderungen durch die Hormonumstellung entstehen.
Verstärkte Pigmentbildung: Der Brustwarzenhof, der Genitalbereich und die senkrechte Bindegewebsnaht sind am häufigsten betroffen.
Melasma: Im Gesicht können Sommersprossen und erhöhte Pigmentierung auftreten.
Muttermalveränderungen: Der häufigste Krebs in der Schwangerschaft ist das Melanom (schwarzer Hautkrebs).
Dehnungsstreifen: Dehnungsstreifen am Bauch verblassen und werden zu hautfarbenen Linien. Nach der Geburt werden sie meist kleiner, verschwinden in der Regel aber nicht gänzlich.
Haar- und Nagelveränderungen: Die Kopf- und Körperbehaarung kann durch die Schwangerschaft sowohl zu- als auch abnehmen. Vor allem nach der Geburt kommt es zu vermehrtem Haarausfall bei vielen Frauen.
Veränderungen der Blutgefäße: Erweiterung der kleinen Hautgefäße im Gesicht, am Hals, am Brustkorb und den Armen (Blutschwämmchen, Hämangiome). Ebenso können Rötungen der Handflächen auftreten und Krampfadern an Beinen, im Genitalbereich sowie Hämorrhoiden entstehen.
Juckreiz: Schwangerschaftsjuckreiz ist ein weit verbreitetes Phänomen. Studien zufolge sind bis zu 20 % aller Schwangeren von einem Juckreiz betroffen.
Schwangerschaftsdermatosen: Die Erkrankung kann in jedem Schwangerschaftsabschnitt auftreten, in seltenen Fällen auch erst kurz nach der Geburt. Symptome sind häufig starker Juckreiz, leicht erhabene, gerötete Knötchen, Ekzeme und teilweise auch Bläschen. Der Ausschlag kann girlandenförmig sein, tritt am Bauch auf und kann sich auf das Gesäß und die Oberschenkel ausbreiten. Neben Schwangerschaftsdermatosen, die für das ungeborene Kind ungefährlich sind, existieren auch welche, die sich ungünstig auf den Schwangerschaftsverlauf und das Neugeborene auswirken können und engmaschige Kontrollen des Kindes (zB Ultraschall) erfordern. Aufgrunddessen sollte bei unklaren Hautveränderungen oder anhaltendem Juckreiz in der Schwangerschaft eine Vorstellung beim Hautarzt zur weiteren Abklärung erfolgen (evtl. Entnahme einer Blutprobe erforderlich).
Vorbestehende Autoimmunerkrankungen: Psoriasis (Schuppenflechte) und systemischer Lupus erythematodes können sich während der Schwangerschaft verändern. Üblicherweise wird Psoriasis während der Schwangerschaft besser, systemischer Lupus erythematodes schlechter. Nach der Entbindung kann es bei Psoriasis zum Schub kommen.
Infektionen: Gewisse Infektionskrankheiten können aufgrund immunologischer Veränderungen während der Schwangerschaft gehäuft auftreten (zB Pityriasis rosea) und bei Übertragung auf das Kind dieses auch gefährden (Herpes-Infektionen wie zB Fieberbläschen der Lippen oder Windpocken).
Was ist die Ursache der schwangerschaftsbezogenen Hautveränderungen?
Eine Schwangerschaft geht mit komplexen hormonellen Veränderungen einher. Diese wiederum verändern die Gefäße, das Immunsystem und den Stoffwechsel. Diese Veränderungen können Trigger für Hautveränderungen sein und vorbestehende Hauterkrankungen beeinflussen.
Wie häufig sind schwangerschaftsbedingte Hautveränderungen?
· Haar- und Nagelveränderungen: bei der absoluten Mehrzahl der Schwangeren
· Vermehrte lokale Pigmentierung der Haut (Melasma): bei bis zu 90 % der Schwangeren
· Dehnungsstreifen: bei bis zu 90 % der Schwangeren
· Juckreiz: eine aus 5 bis 20 Schwangeren
· Krampfadern: bei 35 % der Erstgebärenden und 70 % der Mehrfachgebärenden
· Schwangerschaftsdermatose: eine aus 160 bis 200 Schwangeren
Welche diagnostischen Verfahren und Behandlung kommen in Frage?
Während der Schwangerschaft und Stillzeit wird überwiegend eine Blickdiagnose angewandt. Bestehen Unklarheiten, werden Blut- und Hautproben entnommen und zur weiteren Untersuchung ins Labor geschickt. Weil die Muttermale sich in der Schwangerschaft verändern können, gehört eine regelmäßige Hautkrebsvorsorge auch zum Standardprogramm.
Falls nach der Schwangerschaft Krampfadern entstanden sind, wird eine Venenuntersuchung empfohlen, um eine entsprechende Therapie zu planen. Wir empfehlen eine Vorstellung circa 6 Monate nach Entbindung, da sich nach der Geburt einige Veränderungen auch wieder zurückbilden können.
Juckende Hautveränderungen können mit Kortisonpräparaten behandelt werden. Teilweise reicht es aber auch, Feuchtigkeitscreme oder harnstoffhaltige Cremes aufzutragen. Außerdem soll darauf geachtet werden, mildere Seifen und Duschlotionen zu verwenden.
Was ist bei der Pflege zu beachten?
Obwohl es während der Schwangerschaft aufgrund einer gesteigerten Durchblutung der Haut zu vermehrt strahlender Haut („Schwangerschaftsglow“) kommt, kann die hormonelle Umstellung auch zu überschießender Talgproduktion und folglich Hautunreinheitenn bis hin zu Akne und häufig auch Pigmentverschiebungen führen, weswegen viele Schwangere auch während dieser Zeit nicht auf ihre Hautpflege verzichten wollen. Da bereits eine große Anzahl an Hautpflegeprodukten, Kosmetika und Cosmeceuticals am Markt sind, bestehen bei vielen Schwangeren Unsicherheiten bezüglich der Sicherheit während der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit. Erfreulicherweise können die meisten Feuchtigkeitscremes, Gesichtsreiniger und Nachtcremes während der Schwangerschaft bedenkenlos verwendet werden, jedoch gibt es aktive Inhaltsstoffe, die über die Plazenta auf das Kind übertragen werden und im Verdacht stehen, schädlich zu sein.
Die lokale Anwendung von Retinoiden/ Vitamin-A-Derivaten (zB Retinol und viele mehr), die in zahlreichen Hautpflegecremes zur Behandlung von Fältchen oder Pigmentstörungen und auch in medizinischen Cremes zur Therapie von Akne vorkommen, sind während der Schwangerschaft aufgrund eines erhöhten fruchtschädigenden Risikos zu vermeiden. Sollte eine medizinische Behandlung der Akne notwendig sein, sind während der Schwangerschaft Lokaltherapien (Cremes oder Gels mit antibiotischen oder entzündungshemmenden Inhaltsstoffen) empfohlen und sollten bei mittelschweren oder schweren Akneformen von einem Hautarzt behandelt werden.
Aufhellende Substanzen zur Behandlung von Pigmentstörungen (Melasma) wie zB Hydrochinon sollten aufgrund des kanzerogenen Potenzials während der Schwangerschaft vermieden werden. Einige alternative Substanzen mit ebenso leicht bleichendem Effekt - unter anderem Azelainsäure - gelten in der Schwangerschaft als sicher. In den meisten Fällen bilden sich die Pigmentverschiebungen in den ersten Monaten nach der Entbindung zurück - sollte dies nicht der Fall sein, soll nach dem Abstillen mit einer Behandlung begonnen werden. Zu den effektivsten Maßnahmen, Pigmentverschiebungen sowie auch Hautkrebs (Melanom) vorzubeugen, ist der Schutz vor Sonnenlicht durch das Tragen einer Kopfbedeckung, vorwiegendem Aufhalten im Schatten sowie der täglichen Anwendung von Sonnencremes. Es konnten in Studien weder für synthetischen noch für mineralischen Sonnenschutz fundierte Hinweise gefunden werden, dass diese schädlich für das ungeborene Kind sind. Mineralischer Sonnenschutz zieht nicht in tiefere Hautschichten ein und ist vor allem für sensible Haut (zB Rosacea) geeignet und somit eine sichere Alternative in der Schwangerschaft und Stillzeit. Wichtig ist, dass das Sonnenschutzmittel einen Breitbandschutz gegen UVA- und UVB-Strahlen der Sonne bietet und einen Faktor von mindestens LSF 30 (besser LSF 50) hat.
Anti-Aging-Produkte wie Vitamin C und Peptide sowie feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure und Ceramide gelten während der Schwangerschaft als sicher. Alpha-Hydroxy-Säuren (AHA; zB Glykolsäure) peelen die Haut oberflächlich und sind in vielen Produkten für die Behandlung der Akne, Sonnenschäden oder Hyperpigmentierungen beinhaltet. Da die Aufnahme in die Haut nur sehr oberflächlich ist, ist eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit als sicher einzustufen. Hingegen ist bei der Beta-Hydroxy-Säure (BHA) Salicylsäure, die zur Behandlung von Hautunreinheiten angewendet wird, Vorsicht geboten und darf nur in niedrigen Konzentrationen und Mengen angewendet werden. Aufgrund dessen sollten bei ausgeprägteren Akneformen nur kontrollierte medizinische Peelings während der Schwangerschaft durchgeführt werden.
Weiters sollten Parabene (Konservierungsmittel) in Hautpflegeprodukten vermieden werden, da in Studien gezeigt werden konnte, dass die Anwendung während der Schwangerschaft Folgen für die spätere Gewichtsentwicklung des Kindes haben kann. Ätherische Öle können teilweise wehenfördernde Wirkungen haben und auch Allergien auslösen und sind somit ebenso in der Schwangerschaft zu meiden.
Bei Unsicherheiten gilt jedoch, das jeweilige Produkt während der Schwangerschaft generell zu vermeiden oder eine ärztliche Konsultation für ein ausführliches Aufklärungsgespräch, in dem Sie ausführlich beraten werden, zu vereinbaren.
Frau Dr. Spiegelfeld leitet eine Spezialambulanz für Frauen- und Kinderdermatologie mit speziellem Fokus auf die Haut während der Schwangerschaft. Vereinbaren Sie bei ihr und auch einem der anderen Hautärzte in unserer Praxis in Wien einen Termin, um sich umfassend beraten zu lassen.